Dorfrundgang

Dernbach hat viele schöne und sehenswerte Plätze im Ort selbst und auch außerhalb.

Die Dernbacher Mühle

mühle

Die Mühle am Ortsausgang von Dernbach wird im Jahre 1446 erstmalig erwähnt und dürfte zum Hochstift Speyer gehört haben. Die Kirche St. Jost in Dernbach hatte zudem noch Rechte an der Kindinger Mühle bei Siebeldingen, die im Mittelalter 10 Malter Korns, später 1 ½ Malter an die Kirche zinste.

1446 war die Dernbacher Mühle im Besitz von Hans und Erhard Contz. 1668 wurde das Mühlenhaus neu errichtet. 1670 ging die Mühle aus dem Besitz des Hochstifts Speyer in den der Grafen von Löwenstein-Scharfeneck über. Der Antrag auf den Bau einer zweiten Mühle wurde 1686 abgelehnt.

Die Grafen von Löwenstein verpachteten die Mühle ab 1679 an Beständer gegen Pacht,. Der erste Pächter war Matthes Scherr, dem sie als „ein wahrer Erb Bestand“ übergeben wurde. Neben den 10 Maltern Korn als Mahlgeld hatte der Müller noch „zwey Gulden an Geld, ein Gulden dreißig Kreuzer Frohngeld sowie einen Kapaun und zwei Hühner zu entrichten“

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte die Mühle zwei Beständer, 1775 war sie wieder in einer Hand vereinigt. 1771 wird sie beschrieben:

„In Dernbach findet sich auch eine Mühle, welche  gnädigster Herrschaft 3 Mltr. Korn zu Pacht und 2 fl. an Frohngeld bezahlet, welche ebenmäßig durch das Wasser aus dem Weiher getrieben wird.“

Da es sich bei dem Komplex um Besitz einer Adelsfamilie handelte, zogen die Franzosen die Mühle nach der Besetzung der Pfalz 1797 als Nationalgut ein und versteigerten sie 1805 an Philipp Becker aus Ramberg. Unter verschiedenen Besitzern blieb die Mühle, zu der auch ein weiteres Haus östlich des Dernbaches gehörte, bis 1890 in Betrieb.

Bei der Mühle handelt es sich um eine oberschlächtige Mühle mit zwei Mahlgängen für Brot- und Weißmehl sowie einen Schälgang und eine Hanfreibe zum Flachsbrechen. Die zwei Mühlwöge dienten auch als Fischteiche. Der Gebäudekomplex umfasste noch eine Bäckerei, die auch noch nach dem Auflassen des Mühlenbetriebs weiterbestand, und Wirtschaftsgebäuden und Stallungen.

 

Gnadenbild Unserer lieben Frau, genannt Marien- oder Lourdesgrotte

DIGITAL CAMERA

 

Während des Ersten Weltkrieges gelobten die Dernbacher Frauen, bei einer glücklichen Heimkehr ihrer Männer eine Mariengrotte zu errichten. Die Marienstatue wurde gleich nach Kriegsende angeschafft, die Aufstellung der Figur aber untersagt. Sie fand ihren Platz in der Kirche in Dernbach. 1930 wurde der Stiftungsfont für die Mariengrotte auf Betreiben des Lehrers Booz und des Bürgermeisters Braun begründet. 1931 musste die Statue wegen der Stiftung eines Seitenaltars weichen und brauchte einen neuen Platz. Das Gelände im Buchental wurde 1931 bei einer Begehung ausgesucht, sodann in freiwilliger Leistung durch die Dernbacher Bürger vorbereitet und die Grotte errichtet.

„Hunderte Kubikmeter Erdreich mussten bewegt, ungeheure Steinmassen herangeholt werden – und das geschah um Gotteslohn“, schrieb der Christliche Pilger. Die Steine stammten zum Teil von der Burgruine Neuscharfeneck.

Der erste Spatenstich wurde am 25. Januar 1932 durch Pfarrer Schill durchgeführt. Am 27. Mai wurde die Madonnenstatue in einer Prozession von der kath. Kirche zu ihrem neuen Standort getragen.

Die Einweihung folgte am 29. Mai 1932 durch Pfarrer Schill. Am 4. Juli erfolgte der erste Buß- und Bittgang zu der Mariegrotte. Zwei Jahre später nahmen an zwei Lichterprozessionen an Maria Himmelfahrt über 1000 Pilger teil.

Sie sollte sich unter den Namen „Mariengrotte“ oder auch „Lourdegrotte“ in der Ortstradition einbürgern und war in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Ziel von Lichterprozessionen, Bittgängen und Maiandachten.

In den 1950er Jahren brach die linke Mauer der Grotte erstmalig ein. Bei der Restaurierung wurde auch die Quelle neu gefasst.

1997 bis 1999 kam es zu einer vollständigen Renovierung der Grotte. Eine Drainage wurde angelegt, eine mit Beton verstärkte Sandsteinmauer aufgerichtet, der Vorplatz wurde planiert und mit Schotter aufgefüllt, Besucherbänke und Blumenrabatten vervollständigten das Bild der Grotte, die am 12. September 1999 neu eingeweiht wurde.

Der Ortsgemeinde wurde 2007 von einer Privatperson eine Stiftung in Höhe von 75.000 € gewährt. Der Erlös aus dieser Stiftung ist zweckgebunden für den Erhalt der Grotte zu verwenden.

Im Jahre 2008 waren wieder Arbeiten an der Lourdesgrotte notwendig  und die Quelle wurde neu gefasst.

 

Schulhaus

schild schule

Im Jahre 1821 wurde das alte Schulhaus in Dernbach, das wohl mit dem Pfarrhaus identisch war, als „alte, verfallene Hütte“ beschrieben. Fünf Jahre später  entstand für die 50 katholischen und 20 protestantischen Schüler des Dorfes ein neues Schulhaus südlich der Kirche, das bis 1913 bestand (obere Schule).

1843 erfolgte auf Betreiben der Protestanten – im Dorf gab es zu diesem Zeitpunkt 117 kath. und 23 prot. Schüler – die Einrichtung einer protestantischen Lehrerstelle.

1862 kaufte die Gemeinde das Schleburgsche Haus in der Dorfmitte und richtete in ihm die Vorbereitungsschule und die protestantische Lehrerwohnung ein (untere Schule). Die Vorbereitungsschule besuchten die Katholiken während der Grundstufe und wurden in den Oberklassen im katholischen oberen Schulhaus von 1826 unterrichtet. Die Protestanten erhielten ihren gesamten Schulunterricht in der unteren Schule.

1911 entschloss sich der Gemeinderat, eine neue Schule auf dem Kirchberg zu errichten, da die Raumsituation in der oberen und unteren Schule untragbar geworden war.

Das von dem Architekten Barth aus Landau im Jugendstil geplante Gebäude konnte am 1. Mai 1914 bezogen werden.

1919 wurden 71 katholische und 17 protestantische Schüler in der gemischt-konfessionellen Schule unterrichtet.

Im Jahre 1938 erfolgte die Einführung der christlichen Gemeinschaftsschule und des 8. Schuljahrs.

1951 wurde die  Schule in eine gemischt-konfessionelle Volkschule (Klassen 1-4) und in eine katholische Bekenntnisschule mit evangelischen Gastschülern (Klassen 5-8) umgewandelt.

1966 erfolgte die Einführung des 9. Schuljahrs und  1970 die Gründung eines Schulbezirks aus den Gemeinden Dernbach, Ramberg und Eußerthal. In Dernbach waren die 3. bzw. 4. Klassen der Gemeinden untergebracht.  Mit Schuljahresende 1977/78 wurde die Schule aufgehoben: Die Grundschüler gehen nach Eußerthal/Ramberg, die Hauptschüler nach Annweiler.

Zwischen 1984 und 1988 wurde das Gebäude durch umfangreiche Umbaumaßnahmen zum Dorfgemeinschaftshaus umgestaltet.

 

Katholische Kirche Heiligste Dreifaltigkeit

schild kath kirche

Eine Kirche in Dernbach ist 1344 erstmalig schriftlich fassbar. 1351 wird die Kapelle „St. Jodici“ (St. Jodok) als „vor vielen Jahren erbaut“ bezeichnet. Der Chor stammt aus dem 13. Jh. und wurde von den Herren von Scharfeneck-Metz gestiftet, die Wandmalereien im Chor sind in der ersten Hälfte des 14. Jh. entstanden.

Langhaus, Chor und Sakristei wurden gegen Ende des 14. Jh.  im Auftrag der Edelknechte Johann und Dieter genannt Kämmerer von Dalberg und Reynhard von Sickingen errichtet. Die Adligen stifteten 1408 einen dem Hl. Nikolaus geweihten Altar, ein Marienaltar ist schon vor 1390 erwähnt.

1415 wurde Dernbach, bis dahin Filiale von Gleisweiler, zur eigenen Pfarrei erhoben, zu der Ramberg und die Burg Neuscharfeneck gehörten.

1559 wurde mit der Einführung der Reformation durch die Dorfherren die Pfarrei aufgehoben. Die Kirche war zeitweise in Nutzung durch die Lutheraner.

Während des Dreißigjährigen Krieges stürzte im Jahre 1634 das Langhausgewölbe ein, auch der Turm erlitt starke Beschädigungen. 1675 wurde die kath. Pfarrei Ramberg errichtet, 1684 die Pfarrei Albersweiler, zu der Dernbach gehörte. Seit 1694 ist in Dernbach wieder ein katholischer Sonntagsgottesdienst nachgewiesen. Im 17. Jh. wurde das Gotteshaus der Hl. Dreifaltigkeit geweiht. Die Wiederherstellung der Kirche erfolgte erst zwischen 1721 und 1752. 1768 sicherte die Löwensteinische Religionsdeklaration den Konfessionen freie Religionsausübung zu. 1803 wurde Dernbach Filialgemeinde der kath. Pfarrei Ramberg.

1880 entdeckte und restaurierte man die Wandmalereien in der Kirche, 1903/04 wurde die neugotische Treppe zum Obergeschoss der Sakristei ausgeführt.

Eine umfassende Kirchenrestaurierung geschah 1964, 1981-1988 folgten die Reparatur des Turms und die Sanierung der Orgel

 

Protestantische Kirche in Dernbach

schild prot kirche

Schon 1530, dreizehn Jahre nach Luthers Thesenanschlag, ist der erste lutherische Gottesdienst in der St. Jodok-Kirche nachgewiesen. Offiziell eingeführt wurde die Reformation durch die Grafen von Löwenstein im Jahre 1558. Später gründen die Grafen ein lutherische Pfarrei, die von St. Johann aus auch Dernbach mitbetreute. Im Zuge der Rekatholisierungspolitik des französischen Königs Ludwig XIV. wurde die Kirche in Dernbach 1694 wieder den Katholiken eingeräumt, von 1736 bis 1818 gab es in Albersweiler eine lutherische Pfarrei, die für Dernbach zuständig war. 1818 schlossen sich die Lutheraner und die Reformierten zur Protestantischen Kirche der Pfalz zusammen. Die Dernbacher Protestanten konnten zwar ab 1843 im unteren Schulhaus ihren Gottesdienst abhalten, ihr Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus ging aber erst ein halbes Jahrhundert später in Erfüllung. 1897 genehmigte der Gemeinderat den Bau der Kirche, die von dem Architekten Schöberl geplant wurde und am 6. November 1898 eingeweiht werden konnte. Der Bau erfolgte mit finanzieller Unterstützung durch den Gustav-Adolf-Verein. Die kunsthistorisch bedeutsame Kanzel aus dem Jahre 1608 stammt aus der Stiftskirche in Landau. Gottesdienst wird vierzehntägig vom protestantischen Pfarrer aus Albersweiler gehalten.

 

Der Galgenberg

galgenberg schild

Die Gewannenbezeichnung „Galgenberg“ erinnert an das Hochgericht, das vor 1506 hier errichtet wurde und als Gerichtsplatz für die Dörfer Ramberg und Dernbach diente. Der Platz war so gewählt, dass der von Ramberg und Dernbach eingesehen werden konnte.

1506 ist mit Hanssen von Zabern, ein Kuhhirt von Ramberg, der erste Delinquent namentlich bekannt. Nach 1540 wurde der Platz als Hinrichtungsstätte für das Amtes Scharfeneck der Grafen von Löwenstein genutzt. 1566 verlegt man den Galgenplatz auf den Steigert bei Frankweiler, 1755 auf die Gewanne „Lehr“ bei Albersweiler. Obwohl nur ca. 60 Jahre in Nutzung, ist der Hinweis auf die Funktion dieses Ortes in der Bezeichnung „Galgenberg“ schon im 18. Jahrhundert nachgewiesen.

 

Der Bergwieser- oder Kippersthaler Hof

kippersthaler hof

Das Auffinden eines jungsteinzeitlichen Steinbeil in der Nähe kann als Beleg einer frühen dauerhaften Besiedlung nicht herangezogen werden, beweist aber, dass schon vor ca. 5000 Jahren Menschen durch das Tal streiften.

Gänzlich ungeklärt ist, ob es eine Verbindung des Bergwieser Hofes mit dem untergegangenen Dorf Steinbach gibt, das von 1151 bis 1326 urkundlich fassbar ist. In einer Urkunde von 1326 lesen wir: „de prato in Steinbach, quod vocatur die Bergwies“ (die Wiese in Steinbach, die man die Bergwiese nennt).

Der Dernbacher Historiker Lukas Grünenwald schließ daraus, dass das Dorf Steinbach eingegangen war und im Bergwieser- bzw. Kippersthaler Hof ein Weiterleben hatte.

Der Kippersthaler Hof wird erst 1761 fassbar als „Hofgüthlein auf der Bergwies oder im Kippersthal genannt“. Er umfasste 30 Morgen schlechte Ackerböden und zweieinhalb Morgen Wiesen, „die daxwies“ genannt. Die Pacht betrug 8 Gulden an Geld, dazu 4 Malter Korn und 4 Malter Hafer. Nahe beim dem Kippersthaler Hof befand sich der „Eyschbacher Hof“, der 60 Morgen groß war. Beide Höfe waren zumeist an einen Beständer verpachtet.

Bekannt ist nur ein Pächter: Caspar Haselmann im Jahr 1773. Weitere Nachrichten fehlen.

Wann der Hof aufgelassen wurde, lässt sich nicht feststellen. Die Fundamente von Gebäuden wurden aber angeblich noch im 19. Jahrhundert von Augenzeugen gesehen.

Der Standort des Hofes gehörte zur Gemarkung Eußerthal und wurde 1832 an Dernbach angegliedert. Heute heißt die Gewanne „Im Kippersthal“, die Bezeichnung Bergwiese ist verschwunden.

 

Der Pfalzhof

schild pfalzhof

Der Pfalzhof, der auch Breitwieser Hof hieß, gehörte bis 1561 zu den von den Mönchen des  Zisterzienserklosters Eußerthal direkt aus bewirtschafteten Außenhöfen im Nachbereich des Klosters. Wie auch der Vogelstocker, der Bergwieser und der Langenscheider Hof erreichte der Pfalzhof  nie die Stellung einer Grangie, eines selbständigen Wirtschaftshofes des Klosters, wie etwa der Lauberhof bei Kaiserlautern, der Geilweiler Hof bei Siebeldingen oder der Mörlheimer Hof in Mörlheim. Er unterstand immer dem Kloster direkt und soll eine klösterliche Zehntscheune beherbergt haben.

Nach der Aufhebung des Klosters durch Kurpfalz im Jahre 1561 wurde er der Geistlichen Katholischen Güteradministration in Heidelberg unterstellt und der Pflege Eußerthal zugeschlagen, die vom ehemaligen Zisterzienserhof in Mörlheim aus verwaltet wurde. Der Hof für zwei Bauernstellen (Doppelhof) wurde nach 1681 neu errichtet („hauss, hoff, scheur und stallung“) und  in Erbbestand verpachtet. Der „Erbstandshoff auff der Breithen Wiße“  hatte im 17. Jahrhundert eine Größe von 64 Morgen Ackerland, 16 Morgen Wiesen und 1 Morgen Garten. Der Pfalzhof, wie er nun wegen seiner Zugehörigkeit zu Kurpfalz genannt wurde, bildete mit dem südlich gelegenen Stockwieser oder Vogelstocker Hof eine Einheit, war allerdings auf zwei Pachtstellen aufgeteilt.

Im 18. und 19. Jh. sind auf dem Hof Mennoniten nachgewiesen, die moderne landwirtschaftliche Techniken in die Pfalz gebracht hatten und auch den Weinbau in dem Tal einführten. Die Größe des Hofes wurde mit 41 Morgen Ackerland und 16 Morgen Weinbergen angegeben, der Wein konnte im Hof selbst gekeltert und eingelagert werden. Der Hof erwirtschaftete 1773 1254 Gulden Pacht.

In der Französischen Zeit wurde der Pfalzhof 1805 als Nationalgut in zwei Lose aufgeteilt und versteigert. Die Mennonitenfamilie Gingerich kaufte den Südteil des Anwesens, den sie seit der ersten Hälfte des 18. Jh. bewirtschaftete. Der Hof blieb bis zur Mitte des 19. Jh. Versammlungsort dieser Glaubensgemeinschaft.

1832 fiel der Pfalzhof, nun vom Vogelstocker Hof getrennt, an die Gemeinde Dernbach. Die Waldrechte des Besitzers auf dem Pfalzhof im Eußerthaler Wald wurden 1858 von Eußerthal bestätigt.

Der in zwei Höfe aufgeteilte „Pfalzhof“ blieb im 19. und 20. Jahrhundert in Privatbesitz und diente zumeist als landwirtschaftliches Anwesen. 1869-1880 wurde die südliche  Hofhälfte umgebaut und 1995-1998 grundlegend renoviert.

Im nördlichen Hof war zeitweise die Wirtschaft „Zum Pfalzhof“ untergebracht.

 

Dernbach am 8. Längengrad

Dernbach liegt am 8. Längengrad

8.lg

8a.lg 8b.lg

Schautafel zum 8. Längengrad

 

Pottaschsiederei in Dernbach

Pottasche benötigte man zur Glas- und Seifenproduktion sowie als Bleichmittel sowie als Dünger. Sie wurde hergestellt, indem man zunächst Holz verbrannte, die Holzasche mit Wasser auslaugte, das dann wiederum durch Erhitzen verdampft und konzentriert wurde. Chemisch handelt es sich bei der so hergestellten Pottasche um Kaliumkarbonat.

Der genaue Beginn der Pottaschsiederei in Dernbach ist nicht bekannt. In Löwensteiner Zeit (bis 1793) findet sich nur ein Hinweis aus dem Jahr 1782. Schon hier ging es um Streit mit der Obrigkeit wegen der starken Beanspruchungen des Waldes durch den notwendigen Holzeinschlag. „Es ist nun die Anzeig gesetzt, daß diejenigen Pottaschbrenner ohne Unterschied, sich sich dabey Geraiden-oder Eigenholz bedienen, gestraft werden.“ Je nachdem, ob das Holz aus den Geraiden (gemeint ist die zweite Mittelhaingeraide der Dörfer (Burrweiler, Böchingen, Dernbach, Flemlingen, Gleisweiler, Ramberg, Roschbach und Walsheim) oder aus Gemeindewald stammte, belief sich die Strafe auf 5 bis 10 Gulden. Die Behörden würden das Pottaschsieden am liebsten „ganz ausheben“, aber da sich die Siedereien auch im Geraidewald befinden und auch Holz aus den Geraiden verwendet wird, ist eine Regelung schwierig, da dies ein Eingriff in die Haingeraidegerechtigkeit bedeuten würde. Allerdings schreibt der Zehntmeister der Mittelhaingeraide, Georg Braun, am 1. Februar 1782 an den Amtmann der Löwensteiner Schattenmann, man möge, da „mehrmalen nächtlicher Weise Holtz zusammen gehauen, stehende Bäume angezündet, liegendes Gehölz zusammengetragen und verbrendt, um die Asche zu erhalten“ bis 100 Reichstaler Strafe androhen, „weil schon gantze Geraide Waldungen durch den Brand in Ruin gesezt worden sind“. Das Verbot soll von den Geraide-Beamten zusammen mit dem Löwensteiner Förster überwacht werden. Dieses Verbot wird allerdings umgangen. Die Forstbeamten reagieren mit nächtlichen Streifungen, bei denen es auch zu Haussuchungen kommt. Der Bürgermeister von Dernbach schreibt an die Löwensteiner Regierung, dass Fälle von Brand noch nicht vorgekommen sind und die Pottaschbrennerei ein wichtiger Nebenerwerb der armen Bevölkerung sei.

Erst mit der Übernahme des Gebietes durch Frankreich (1795) wurde die Pottaschsiederei von den Behörden zumindest geduldet, 1814 wird sie von der „Gemeinsamen Österreichisch und Preußischen Administrations-Kommission“in Kreuznach allerdings wieder verboten, da sie „verderblich für den Wald geworden war“. Zwar sahen die Behörden die Nützlichkeit des Gewerbes durchaus ein, „allein die bei diesem Betriebe eingerissenen Missbräuche übersteigen den Nuzen, und das Wohl des Landes erheischt eine polizeiliche Einschränkung“. Der Wert des in den Gemeinden Dernbach, Ramberg und Gräfenhausen zu Pottasche verbrannten Holzes wird 1814 auf 309 Klafter und 4625 fr. geschätzt. Eine Verordnung zur Einschränkung der Pottaschsiederei tritt im August 1814 in Kraft.

Nach dem Übergang an Bayern 1816 bleibt diese Verordnung in Kraft, auch Bayern versucht das Gewerbe zu reglementieren und vor allem einzuschränken.
„Es ist keineswegs nöthig, daß jeder Einwohner, der um Dünger zu erhalten Pottasche gewinnen will, eine eigene Hütte baue. Zwey oder drey, eine einzige mit eigenen Kosten zu bauende Hütte sind für die Gemeinde wie die Bittsteller hinlänglich, um dieses Geschäft zu betreiben“.
1817 ist erwähnt, dass „ Bürger von Derrenbach und Ramberg sich seit mehreren Jahren dadurch ernährt (haben), dass sie ihren Mitbürgern hiesiger Gegend die Asche, die ihnen entbehrlich war, in geringen Quantitäten abgekauft, zu Pottasche gesotten und dann die ansehnlicher Qualität, den Ausländern verhandelt haben“. Ohne diese Einnahme wären die „viele Einwohner längst verhungert“. Da man keine Hütten mehr bauen soll, bitten die Sieder darum, Pottasche in ihren Wohnungen sieden zu dürfen.
Eine Brandgefahr sieht die Gemeinde dann nicht, sie sei nicht höher als die, die „er in seiner Wohnung ohne Bedenken beim Waschen unternimmt und dabey das Feuer zur Winterzeit zugleich zu seiner Ernährung benutzt“. Vier Anträge werden in 1817 von Dernbachern genehmigt. Die größten Sieder sind die Gebrüder Braun in Dernbach, aber auch aus Eußerthal und Ramberg gehen Anträge ein.

Auch wehrt sich der Gemeinderat von Dernbach gegen den Vorwurf des Holzdiebstahls: „Wenn die Pottaschsieder, welche nach meiner 30jährigen Erfahrung meistens Leute mit starker Familie sind, die Asche in den Dörfern sammeln, und deswegen nicht in den Wäldern Holz sammeln und solches zusammen brennen, um die Asche zu Pottasche zu erhalten, so sehe ich nicht ein, dass die Pottascherei verboten oder auf nur wenige beschränkt werden soll“. Zur Verbrennung kämen nur „Streuholz, Reißer und Hecken“. Dernbach, Eußerthal, Ramberg und Gräfenhausen werden als die Gemeinden genannt, die in größerem Maße Pottasche herstellen.

Da man Holzdiebstahl und das aber weiterhin widerrechtliche Abbrennen von Bäumen fürchtet, will das Bezirksforstamt das Pottaschsieden nur in engen Grenzen zulassen. 1824 regelte dann ein Gesetz das Gewerbe. Fakt ist aber, dass sich die Eingaben durch Forstbehörden wegen „dem willkürlichen Pottschsieden und die damit verbundenen Holzfrevel betreffend“ häufen. Neben dem von den Behörden erlaubten Brennen hat sich offensichtlich eine Schattenwirtschaft entwickelt.
Über die Dernbacher wurde von L. Grünenwald berichtet: „Diese Pottaschsieder sammelten die Holzasche in allen Dörfern ringsum für Geld, heizten ihre Pottaschkessel mit ihrem Holz von den Haingeraiden oder sie fällten auch widerrechtlich nachts manches gutes Stück, wobei ihnen die Waldhüter und der ,Schlosser‘, der lebend oder tot um sein Schloß Scharfeneck umging, manchen Schabernack spielten.“ Grünenwald bestätigt also indirekt den Verdacht der Behörden.
Die Pottaschsiederei in Dernbach wurde dann in drei Fällen genehmigt, aber nur unter Aufsicht des Forstamtes, das die Plätze für den Hüttenbau zuweist und überwacht. In seinem Antrag schreibt Georg Jakob Braun, dass er Pottasche sieden will, „da nur dieses Gewerbe besonders in unseren Gebirgs-Orthen noch das einzige Mittel ist, wodurch die armen Untertanen noch etwas hinzu verdienen vermögen, wie auch durch dessen SV. Auswurf der Ackerbau ungemein verbessert wird“. Beliefert wurden v.a. die elsässischen Glasfabriken. Und der Verkauf der Pottasche soll „Strümpfe von Kronentalern“ eingebracht haben.

1843 versuchen die Forstbehörden wieder, die Pottaschsiederei einzudämmen, „wegen der jahrelangen Unterschleife“ mit den Brennern, aber auch, weil man von widerrechtlichem Holzeinschlag seitens der Pottaschsieder ausgeht. Allerdings werden die Pottaschsiederhütte von August Braun und Georg Haag im Dorf erwähnt. Offensichtlich hat sich das Brennen der Pottasche von im Wald gebauten Hütten auf feste, feuersichere Behausungen verlagert. Die Berufsbezeichnung Pottaschsieder findet sich im Dorf allerdings nicht. Nach 1850 hatte sich die Zahl der Pottaschhütten auf vier erhöht: Zwei standen unterhalb des Schulhauses, eine im Haus des „Sonnenwirts“ und eine vierte soll zum des Haus Walter gehört haben.

1875 gab es nach L. Grünenwald noch zwei Pottaschhütten, die der Familien Matz und Meier: Sie standen östlich des Dorfes uns waren von den Häusern durch Gärten getrennt. Über sie schreibt Grünenwald:
„Diese Pottaschhütten waren kleine, viereckige Steinhäuser mit einer Stube und Küche und Holzlage darüber. In der Küchenecke stand ein großer, runder Eisenkessel im gemauerten Herde zum Pottaschsieden und ein Kamin stieg von da über das Satteldach empor. In den drei Wänden dem Eingange gegenüber waren kleine Fenster.
Die nötige Holzasche wurde in allen Dörfern weithin gekauft und in Säcken auf Handkarren und Wagen auf den damals noch schlechten Straßen oft mühsam heimgebracht. In der Hütte wurde sie zuerst kalt beigesetzt, d.h. in grauen Weidenkörben, die innen mit Leinwand ausgeschlagen waren und über Laugebütten standen, mit Bachwasser übergossen und durchsickert, bis sie ganz ausgelaugt war.
Die Mutterlauge wurde dann im Herde solange gesotten, bis nur noch die weiße, kostbare Pottasche übrig blieb, die um teuren Preis an Glashütten verkauft wurde.“

Über die Aufgabe der letzten Hütten ist nichts bekannt. Aber gegen Ende des 19. Jh. Jahrhunderts gab es in Dernbach keine Pottaschhütten mehr.

Harzbrennen

Namen von Walddistrikten wie „Harzofenkopf“ und „Harzofenberg“ erinnern heute daran, dass einige Dernbacher früher einmal auch von der Harzsiederei lebten. Aus Baumharz ließ sich Pech, Teer und Terpentin herstellen, Produkte also, die vor allem im Schiffs- und Wagenbau benötigt wurden. Zur Gewinnung des Harzes musste die Rinde von Kiefern und Fichten fischgrätartig angeritzt werden, damit das Harz in ein Auffanggefäß fließen konnte. In Harzöfen wurde dann der Rohstoff destilliert. Der Siegeszug der Steinkohle bereitete jedoch auch diesem Gewerbe ein Ende. Steinkohlenpech und Steinkohlenteer dominierten nun den Markt, weil die Gaswerke und Kokereien massenhaft entsprechende Rückstände produzierten. Ein massiver Preissturz und das Ende auch der Dernbacher Harzöfen in der zweiten Jahrhunderthälfte war die Folge

Quellen und Literatur:

LA Sp H 5, 1294, 1267, 1413, 6071; H 31, 367,368; C 47, 46/2,
GA Dernbach, Urkataster 1843
StAWt-R 78, Rep. 78, 124
VG-Archiv Annweiler, Varia Nr. 220 I, SR

Seebach, Helmut: Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz, Pfälzerwald, Annweiler-Queichhambach 1995, S. 114-117,
Imhoff, Andreas: Wirtschaft und Gesellschaft in Dernbach seit dem späten 18. Jh., in: Beil, G; Übel, R.(Hg.): Dernbach 1189 bis 2014, Ein Blick auf 825 Jahre Dorfgeschichte. Lingenfeld 2014, S. 645-668
Grünenwald, Lukas: Die Höfe und Wüstungen an der Queich, am Sulzbach und am Dernbachtal, Sonderdruck des Rheinpfälzers, Speyer 1925, S. 18f.